Igel im Herbst und Winter
Wenn man durch die herbstlichen Gärten wandert findet man immer wieder kleine, sehr schmächtige Igel, die durch das Unterholz streifen. Hier stellen sich dann die Fragen, ob man den Tieren beim Überwintern helfen soll oder nicht und vor allem, wie man das am besten bewerkstelligen kann. Herbert Hofstetter hat mir mit seiner langjährigen Erfahrung im Bereich Igel-Überwinterung die Idee zu diesem Artikel geliefert. Von ihm stammen auch die hervorragenden Fotos.
Der Igel gehört zu den Insektenfressern und ist ein ganzjährig geschütztes Tier. In Ausnahmefällen ist es gestattet, verletzte, kranke, untergewichtige oder hilflose Tiere aufzunehmen, um sie zu pflegen oder soweit aufzuziehen, dass sie selbstständig in Freiheit überleben können.
Wann darf man einen Igel zu sich nehmen?
- Igel, die im Winter bei Eis und Schnee tagsüber draußen herumlaufen: Altigel sind dann offenbar krank, ihr Gewicht spielt in diesem Fall keine Rolle, oder es handelt sich um Jungigel, die das nötige Winterschlaf-Gewicht noch nicht erreicht haben und verzweifelt nach Futter suchen.
- Bei verletzten Igeln: Häufig sind es Verbrennungen (Abbrennen von Laub) oder Schnittwunden (Rasenmäher, Sense).
- Untergewichtige Jungigel: Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass ein junger Igel, soll er seinen ersten Winterschlaf überleben, ein Mindestgewicht von 450 g haben muss. Also sollte man im November nur Jungigel aufnehmen, die deutlich unter 500 g wiegen.
Bevor man solche Jungigel aufnimmt, wäre es sehr sinnvoll, dort, wo das Junge beobachtet wurde, mit Hunde- oder Katzenfutter aus der Dose zuzufüttern, besonders bei kaltem Wetter. Falls Sie einen Igel nach Hause nehmen, sollten Sie den Igel zuerst von Endo- und Ektoparasiten befreien. Entweder Sie bringen ihn zum Tierarzt oder Sie besorgen sich dort die entsprechenden Mittel.
Ernährungstipps für Igel ab 200 g
Mageres Rindfleisch, Topfen, Hunde- und Katzenfertigfutter, Birnen, Weintrauben, Zwetschken, Bananen, Rosinen, geschälte Hasel- und Walnüsse, Äpfel (nur in geringen Mengen!), Insekten, Weizenkleie, Hipp-Gemüse, Hipp-Obst, Kiwis, rote Rüben. Vorsicht bei Hühnerfleisch (immer nur gekocht!) – Hühnerinnereien führen zu Durchfall! Eier niemals roh verfüttern!
Für einen Igel mit einem Gewicht von 500 g genügen täglich 2 bis 3 Esslöffel Futter. Ein paar Tropfen Sonnenblumenöl fetten fettarme Kost etwas auf und beugen übermäßigem Stachelausfall vor. Igeln muss natürlich ständig frisches Wasser (keine Milch!) in kippsicheren Schalen zur Verfügung stehen. Bei Fütterung mit Dosenfutter kann der Kot der Igel ausgesprochen übel riechen. Dann empfiehlt sich die Umstellung auf Faschiertes, Schaf- oder Geflügelfleisch (Geflügel immer nur gekocht anbieten!).
Bei Durchfall bewährt sich folgende Diät: gekochter Reis, gekochte Nudeln, rohes Fleisch (kein Geflügel!), gekochte Karotten, Bananen, etwas geriebener Zwieback und dazu Kamillen- oder verdünnter Schwarztee.
Bei Wohnungshaltung benötigt der Igel ein Schlafhäuschen aus starkem Karton (ca. 30 x 25 x 30 cm) mit seitlichem Eingang. Baumaterial für das Nest: Zeitungspapier, Heu, Stroh. Die Bodentemperatur soll mindestens 18 Grad (sowohl Tag als auch Nacht) betragen, die Raumtemperatur max. 22 Grad.
Erreicht ein Jungigel im Winter ein Gewicht von über 500 g, zeigt er durch wachsende Lethargie und vermehrte Nestbautätigkeit Bereitschaft zum Winterschlaf. Jetzt bringt man den Igel in einer größeren Winterschlafkiste, in der er sich ein dichtes, warmes Nest bauen kann, unter. Die Raumtemperatur sollte hier 12 bis 14 Grad betragen. Im Auslauf muss das Tier weiterhin Wasser und Futter vorfinden.
Hat der Igel ein gut isoliertes Schlafnest gebaut, wird der Karton in einen kalten, trockenen, belüfteten Raum (zB im Keller) gestellt. Es eignen sich aber auch schattenseitige Terrassen, Balkone oder Schuppen, die rattensicher sind. Bei gut isolierten Nestern darf die Temperatur auch unter 0 Grad fallen. Die obere Temperaturgrenze von 5 Grad darf nicht überschritten werden. Auch hier müssen Wasser und Nahrung angeboten werden.